Werkstatt

Ein jeder Pfeifenenthusiast dürfte neugierig sein, wie und unter welchen Bedingungen ein Macher seinem Rohmaterial die Seele der Natur entlockt.

Es ist schon ein harter Kampf, die gemeinsame Sprache zwischen der Struktur des Kantels und der zeitimmanenten Interpretation des Kreativen in Einklang zu bringen. Dayton H. Matlick, Herausgeber des US- Journals „ Pipes & Tobaccos“ sagte einmal: „Barbi schlägt bei jedem Stück, welches er in seine Finger bekommt, eine Schlacht“.

Wenn wir uns die nachfolgenden Fotos betrachten, dürfte er Recht gehabt haben.

 

Bild 1

Der Kantel wird nach der Zwiesprache zwischen seiner Natur und meiner Vorstellung grob vorgesägt. Und nun hoffe ich, dass ich seine Sprache verstanden habe. Jedoch auf Grund der babylonischen Sprachvielfalt gelingt mir das nicht immer.

 

Bild 2

Jetzt beginnt der Formschliff, das Suchen nach der idealen Struktur und dem harmonischen Design in Verbund mit der Ausmerzung der Fehlerquoten. Ein grausames Spiel!

 

Bild 3

Der Brennraum wird mit Hilfe eines Löffelfräsers an der Drehbank herausgearbeitet. Das ist reine Freihandarbeit.

 

Bild 4

Die spannende Frage: wie kommen wir mit dem Rauchkanalbohrer an den richtigen Punkt im Brennraumboden an? Und immmer daran denken: er muss 1 mm unter dem tiefsten Punkt des Brennraumbodens münden, nur dann funktioniert der Abbrand auch der letzten Tabakkrumme perfekt.

Wo ist das Problem, Übung macht doch bekanntlich den Meister.

 

Bild 5

Jetzt muss der Zapfen der Kautschukstange an die Zapfenbohrung angepasst werden. Reine Routine.

 

Bild 6

Ein kleines Stilleben: Rohkopf und Mundstück warten auf die Weiterverarbeitung.

 

Bild 7

Das wichtigste Arbeitsgerät der ganzen Werkstatt: der Bandschleifer.
Mit ihm wird die Feinarbeit am ganzen Objekt bis zur 600er Körnung abgewickelt.

 

Bild 8

Ab und zu wird auch Bambus zur Holmverlängerung eingesetzt. Nicht mehr leicht in guter Qualität zu bekommen.
Und was ist in der roten Hülse? Darin stecken Titanröhren, die sonst nur in der Chirurgie Verwendung finden. Bei mir dienen sie zur Ausbuchsung des Bambus

 

Bild 9

Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich auch Späne. In diesem Fall ist es der Müll, der auf Grund seiner Fehler nicht mehr weiterverarbeitet werden kann, jedenfalls nicht für eine Highend. Eigentlich nenne ich mich immer einen Klein-Zerspanungsbetrieb.

 

Bild 10

Es hat mich wieder einmal geschafft.Wie soll ich auch bei einer derartigen emotionalen Anspannung gelassen bleiben. Ab jetzt geht es weiter mit dem Einfärben und Polieren.

Das heben wir uns aber für die Fortsetzung auf.

Fotos: Rolf Osterndorff, www.piepenhoeker.de