Re: Bargiel-Meerschaum


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Abgeschickt von rainer barbi am 23 Dezember, 2004 um 01:14:47

Antwort auf: Bargiel-Meerschaum von Dimitrios Kolobos am 08 Dezember, 2004 um 19:00:19:

Hallo Dimitrios,

: Wie ich erfahren habe, werden die Bargiel-Pfeifen vor der abschließenden Bienenwachspolitur nach der althergebrachten Methode mit Walrat getränkt und mit Schachtelhalm bearbeitet.

Wenn er so arbeiten würde, wäre es ein sehr unkonventioneller Weg, der auch nicht zum erwünschten Erfolg führen würde. Grundsätzlich werden Meerschaumpfeifen getränkt. Das heißt, das eine Öl- Wachsmischung in einem Topf erhitzt wird und dann die Köpfe nach Verkorkung der Einlassöffnungen in die siedende Mischung abgesenkt werden. Auf keinen Fall darf die Mischung in den Brennraum gelangen, dass würde einen dauerhaft unangenehmen Geschmack hervorrufen. Nach ca. einer viertel Stunde werden sie wieder herausgeholt und nach erkalten mit einem weichen Lappen abgerieben. Eine zweistufigkeit des Verfahrens ist mir unbekannt. Warum? Wenn ich erst Öl implantiere sind bereits die Poren verstopft und ich kann nur an der Oberfläche Wachs aufpolieren. Zweitens, wenn ich mit Bienenwachs arbeite, erkaltet es so schnell, dass das Wachs nicht genügend eindringen kann. das Gleiche gilt auch für die in der Istzeit verwendeten Paraffine. Nur das diesen kein Öl addiert wird. Nebenbei bemerkt ist die Parrafinbehandlung auch einer der Ursachen, dass sich Meerschaumpfeifen nicht mehr verfärben. Nicht nur, dass die Walrat- Bienenwachstränkung per se schon einen gelblich braunen Grundton erzeugte, der Walrat führte auch in der chemischen Reaktion mit Teerstoffen zu einer farblichen Umwandlung. Natürlich nicht zu dem berühmten Kirschrot, das war in der K& K Periode künstlich gefärbt. Aber es wurde wenigstens braungelb. Paraffine bewirken da gar nichts, will ich eine Verfärbung meines Kopfes erzielen, muss ich täglich ohne Abkühlung die Tabakkondensate in die Wandung fließen lassen, damit die Zellen bis zur Außenwandung durchtränkt werden.

: Obwohl ich, um die Empfindlichkeit des Materials wissend, äußerst pfleglich mit meiner Bargiel umgehe, läßt es sich nicht vermeiden, daß da und dort der eine oder andere kleine Kratzer zutage tritt, was vielleicht auch damit zu tun hat, daß Bargiel bewußt Unreinheiten im Material nicht mit Paraffin cachiert, wie es bei den heutigen türkischen Fabrikaten üblich ist.

Ich glaube nicht, dass er etwas cachiert und es liegt auch nicht am Paraffin. Eine gut gemachte türkische Pfeife ist auch heutzutage beim Kauf fehlerfrei. Diese kleinen Kratzer treten erst bei dem Gebrauch durch Menschenhand zutage. Unausweichlich, da wir in unserer Handfläche immer Staub und Schmutzpartikel haben. Ganz abgesehen von unserem hochagressiven Handschweiß.

: Ist es tatsächlich ratsam, den Pfeifekopf während des Rauchens nur mit einem weichen Stoffhandschuh anzufassen ?

Ist natürlich der größtmögliche Schutz. Aber wo bleibt der Spass der Spontanität?

: Kann ich die Pfeife dann und wann mit einem bienenwachsimprägnierten Tuch abreiben ?

Mag ja eine Lösung sein, ich plädiere mehr dafür, Meerschaumpfeifen alle Jahre mal neu zu " Imprägnieren", heißt, Wachs im Topf zu erhitzen und mit einem Pinsel auf die Oberfläche aufzutragen. Am besten natürlich mit einem Trocknungsverzögerer namens Öl, am besten Walrat oder, wenn nichts anderes da, ist auch Paraffin.
Danach wird der ganze Überhang mit einem ultraweichen Tuch abgerieben.

: Wie ist es grundsätzlich um die Werterhaltung bei Meerschaum-Pfeifen bestellt ?

Ich denke, das sie sich nicht von der bei Bruyerepfeifen unterscheidet. Oder von den anderen Dingen, die ich liebe. Es ist doch nur eine Frage meiner minimalen Zuwendung. Als ich mal mit Pfeiferauchen gestartet habe, waren alle Gleichgesinnten in regelmäßigen Abständen damit beschäftigt, ihre Lieblinge zu Pflegen. Da hat man da mit einem Cognac gesessen, total entspannt, es wurde gestreichelt, liebkost und genossen. Heute kauft man Acrylmundstücke, stopft sich einen Filter rein und hofft, in den Pfeifenhimmel zu kommen. Na ja, es sind unsensible Zeiten geworden. Die Freizeit der Kinder ist verplant bis auf die letzte Minute und der pfeiferauchende moderne Vater benutzt seine Pfeife zur stressmindernden Eigentherapierung unter dem Aspekt des funktionalen Behelfsmittels. Und dann wird auch noch erhofft, dass bei hohem materiallen Einsatz die ultimative Erfüllung garantiert ist.
Ich denke immer, dass Pfeife lustvolle Zuwendung bedeutet und auch die Pflege nicht zur Sklaverei ausarten darf. Nichts dauert ewiglich und Patina macht den Reiz des Lebens, wie die Runen im Gesicht eines lebendigen Menschen.
Einen schönen Tag wünscht
Rainer


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